Bewegung im Raum – den Raum bei Präsentationen optimal nutzen

Bewegung im Raum – den Raum bei Präsentationen optimal nutzen

Ein sicherer Auftritt stützt immer die zu vermittelnde Botschaft. Dies ist vor allem bei Präsenzveranstaltungen essentiell. Eine gute Vorbereitung beinhaltet normalerweise Aspekte der Rhetorik und Dialektik, der Körpersprache und der Wortwahl. Nicht unbeachtet lassen sollte man dabei allerdings auch die Gesetzmäßigkeiten zur Bewegung innerhalb des Raumes. Wer den Raum um den Redner als dessen Bühne sieht, kann diesen gezielt zur Verbesserung von Ausstrahlung und Souveränität nutzen. Vor allem von Schauspielern kann man hier einiges lernen!

Sowohl beim Schauspiel als auch bei Präsentationen ist das Ziel, stetig die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu bekommen. In beiden Fällen gibt es eine aktive Erzähler- und eine passive Zuhörerperspektive, deren Erfolg von der jeweiligen Gebundenheit des Zuhörers abhängt. Innerhalb des Theaters spricht man bei guten Darbietungen auch wörtlich von „über die Rampe kommen“. Damit ist gemeint, dass die zu vermittelnde Botschaft tatsächlich beim Publikum ankommt und aufgenommen wird. Die Bewegungen innerhalb des Raumes können hierfür ganz gezielt genutzt werden.

Unterschiedliche Perspektiven für unterschiedliche Inhalte

Nach Johnstones Theorie vom Hoch- und Tiefstatus können beispielsweise bewusst verschiedene Perspektiven zwischen dem Schauspieler und dem Zuhörer geschaffen werden, um so bestimmte Inhalte zielgerichteter zu vermitteln. Steht der Redner vor dem Publikum, befindet er sich im Hochstatus. Das bedeutet, dass er die Kontrolle hat und durch sein Verhalten der eigenen Überlegenheit Ausdruck verleiht. Besonders gut kann diese dominierende Rolle in der Mitte des Raumes eingenommen werden. Begibt sich der Redner in den sogenannten Gleichstatus, teilt er die Kontrolle mit dem Publikum und demonstriert so seine Ebenbürtigkeit. Hält er sich dagegen innerhalb der Zuschauerreihen auf, gibt er die Kontrolle ab und befindet sich dadurch im Tiefstatus.

Der bereits angesprochene Mittelpunkt des Raumes kann außerdem genutzt werden, um Botschaften zu vermitteln, die besonders wichtig sind. Ebenso ist er optimal für Begrüßungen und Präsentationseröffnungen. Neben dem „echten“ existiert übrigens auch der sogenannte dynamische Mittelpunkt, der jeweils links und rechts im Verhältnis 2:1 des Raumes liegt. Diese Position sollte bei Fragen, beim Wunsch zur aktiven Mitarbeit des Publikums und bei Diskussionen eingenommen werden.

Dynamische und statische Linien im Raum

Auch Goethe hat sich bereits den Regeln im Raum gewidmet. In seinem Regelwerk für Schauspieler hat er Gesetze aufgestellt, die auch heute noch für Präsentationen sehr wertvoll sind. Goethe skizziert darin beispielsweise die Diagonale innerhalb des Raumes, die man von hinten nach vorne begehen soll, um so einem Monolog Ausdruck zu verleihen.

Weitere wichtige Linien im Raum sind die dynamischen und die statischen Linien. Die dynamischen Linien verlaufen von jeweils einer der hinteren zur gegenüberliegenden vorderen Ecke, wohingegen die statischen Linien die Geraden sind, die von vorn nach hinten oder von links nach rechts verlaufen. Die Bewegung auf den dynamischen Linien hat eine besonders lebendige und aufmunternde Wirkung auf das Publikum. Kommen hier allerdings große Gesten und starke Körperbewegungen hinzu, kann schnell das Gefühl der Unruhe aufkommen. Die Begehung der statischen Linien wiederum kann kraftvoll und zugleich beruhigend wirken. Bei zu langer Begehung und gleicher Mimik und Gestik entsteht allerdings womöglich eine einschläfernde Stimmung. Es ist also wichtig, dass sich der Redner vorab genauestens mit seiner Botschaft und dem durch die Bewegung bedingten Wirkungsgrad auseinandersetzt, um dadurch gezielt die gewünschte Stimmung zu beeinflussen.

Weitere Aspekte für mehr Aufmerksamkeit

Zusätzlich können diese Aspekte helfen, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen:

  • Bei Präsentationen sollte auf unnötige Hilfsmittel verzichtet werden, so dass die Aufmerksamkeit der Zuhörer ablenkungsfrei und gezielt auf wenige Punkte gerichtet werden kann.
  • Bei der Nutzung von Flip Charts sollte der Redner nicht sprechen, während er diesen beschriftet. Eine Pause ist hier für den Zuschauer wichtig, damit er seine Aufmerksamkeit auf das Geschriebene richten kann. Ebenso sollte der Vortrag nicht fortgeführt werden, wenn der Redner sich gerade mit dem Rücken zum Publikum befindet.
  • Steht ein Tisch oder Stuhl in der Nähe, sollte sich der Redner trotzdem nicht setzen. Das Sitzen schränkt zum einen den Blick zum Publikum ein, zum anderen kann die sitzende, geknickte Haltung ein Signal der Kontaktunterbrechung zwischen Redner und Zuhörerschaft senden.

Fazit: Achten Sie bei Ihrer nächsten Präsentation doch mal auf Ihre Bewegungen im Raum!

Bei den Vorbereitungen zu Präsentationen wir häufig hauptsächlich dem Inhalt des Vortrags und vielleicht noch der technischen Ausstattung der Bühne Beachtung geschenkt. Wir haben jedoch gesehen, dass auch die Bühne selbst mit in die Vorbereitungen und natürlich auch mit in die eigentliche Präsentation einbezogen werden sollte. Bereitet man eine Präsentation vor, kann der Raum als Anker genutzt werden, um Position, Bewegung und Inhalt miteinander zu verknüpfen und zusätzlich Eigen- und Fremdperspektive einfließen zu lassen. Eine richtige Raumregie, wie sie auch bei Schauspielern angewandt wird, kann mit der nötigen Übung und Verinnerlichung der Bewegungen einer Präsentation eine besondere Wirkung verleihen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, Ihre Vorträge zukünftig auch aus diesem Blickwinkel zu betrachten und freue mich, wenn Sie bei Ihrer nächsten Präsentation damit gut “über die Rampe“ kommen!

©istockphoto.com/almoond

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