Unsere zweite Haut oder der Einfluss von Kleidung auf unser Denken
Nicht nur seit Guido Maria Kretschmer mit seiner TV-Show Shopping Queen eloquent Tipps für das richtige Outfit gibt, beschäftigt die Frage der richtigen Kleidung. Es tut sich was in Sachen Kleidung in deutschen Büros. Nicht nur Daimler-Vorstand Dieter Zetsche lebt neuerdings einen betont lässigen Look vor. Auch eine deutsche Bankengruppe hat kürzlich „Smart Casual“ in ihren Filialen eingeführt und so unbewusst zu einem kurzen Hype im lokalen Textileinzelhandel beigetragen.
Im Volksmund heißt es nicht umsonst „Kleider machen Leute“. Doch bei Kleidung geht es bei Weitem nicht nur um die äußere Wirkung. Wer schon einmal bei einem Empfang oder einer Party vollkommen unpassend angezogen war, kennt das unangenehme Gefühl, welches die falsche Kleiderwahl hervorruft. Das gilt vor allem dann, wenn man „underdressed“ ist. „Overdressed“ zu sein scheint dagegen weniger problematisch, denn ein gut sitzender Anzug verleiht bei nahezu jeder Gelegenheit eine Ausstrahlung von Professionalität.
Kleider machen tatsächlich Leute!
Wissenschaftler der New Yorker Columbia Universität haben sich mit der Frage beschäftigt, ob Kleidung unser Denken beeinflusst. In einer Studienreihe wurde unter anderem durch verschiedene Versuche der Einfluss der Kleidung auf unsere kognitive Leistung untersucht. Hierbei hat man Studenten in zwei Gruppen unterteilt und anschließend einem Assoziationstest unterzogen. Die eine Gruppe agierte in einem betont lässigen Outfit, während die andere Gruppe in einem für ein Vorstellungsgespräch passendes Outfit gekleidet war. Mit interessantem Ergebnis: Die formelle Kleidung führte zu mehr Machtempfinden. Gleichzeitig war die formell gekleidete Gruppe in der Lage, abstrakter zu denken. Die lässig gekleideten Teilnehmer fühlten sich dagegen emotional nahbarer , fokussierten mehr auf Details und legten konkretere Gedankengänge an den Tag.
Der Priminig-Effekt: Auswirkung auf unser Verhalten
Unsere Kleidung beeinflusst offenbar die Perspektive, mit der wir die Welt sehen. Der dahinter liegende Wirkmechanismus basiert auf dem sogenannten Priming-Effekt. Darunter versteht man die Einflussnahme auf unsere mentalen Prozesse durch einen vorhergehenden Reiz. Dieser aktiviert typischerweise unbewusst bestimmte Gedächtnisinhalte und wirkt sich damit auf unser Verhalten oder unsere Art der Informationsverarbeitung aus.
„Das Oberteil tut nichts für sie“ pflegt Guido Maria Kretschmer gerne in seinem Style-Check zu sagen. Vielleicht aber doch…
Die Studie zum nachlesen gibt es hier: The Cognitive Consequences of Formal Clothing
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