Zu viele Aufgabe und zu wenig Zeit. Stress, Hektik und Überlastung. Überstunden an der Tagesordnung. So sieht für viele Arbeitnehmer der Alltag im Job aus. In der vergangenen Serie auf diesem Blog habe ich das Thema Zeitmanagement näher beleuchtet und Ihnen hilfreiche Tipps gegeben, wie Sie mehr Effizienz in Ihren Arbeitsalltag bringen. Heute gehe ich einen Schritt weiter, denn gutes Zeitmanagement ist nicht alles. Auch gute Selbstführung kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um Effizienz, Arbeitsweise und Umsetzungskompetenz zu verbessern. Unterschiedliche Techniken aus der Therapie, dem Coaching und dem Mentaltraining dienen hier als Unterstützung.
Während es beim Zeitmanagement darum geht, die vorhandene Zeit mit den zu erledigenden Aufgaben in einen stressfreien Einklang zu bringen, steht das Thema Selbstführung für ein effizientes Management der eigenen Arbeitsweise. Der eigenverantwortliche Umgang mit den persönlichen Ressourcen spielt hier eine ebenso wichtige Rolle wie die Fähigkeit, die eigene persönliche und berufliche Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Gute Selbstführung trägt also dazu bei, Gefühle und Gemütslagen aktiv beeinflussen und konstruktiv verändern zu können, anstatt ihnen ohnmächtig gegenüberzustehen.[1]
Nicht umsonst ist oft auch von „Selbstmanagement“ die Rede.
Selbstführung als innerer Prozess zum Aufbau der eigenen Identität
Im Grunde genommen geht es beim Thema Selbstführung um das Erreichen neuer Leistungsniveaus durch die Ausrichtung an eigenen Visionen, Präferenzen (siehe auch den MBTI) und Möglichkeiten. Oder anders ausgedrückt: Es sollen innere Leitplanken für den eigenen Erfolg geschaffen und ein innerer Prozess zum Aufbau und Stärkung der eigenen Identität in Gang gesetzt werden.
Kernaufgabe ist dabei die Klärung der eigenen Ziele sowie die – dadurch meist bedingte – Steigerung der eigenen Motivation, um diese Lebensvision umzusetzen. Denn wer genau weiß, was er will, ist auch oft motiviert, diese Ziele zu erreichen. Hier setzt Coaching an, um auf folgende innere Prozesse Einfluss nehmen zu können:
- Selbstaufmerksamkeit, d.h. die Achtsamkeit gegenüber sich selbst
- Willenskräfte, d.h. seine Ziele zu verfolgen
- Emotionen, d.h. sich seinen Gefühlen nicht auszuliefern
- Motivation, d.h. Dinge gerne und aus eigenem Antrieb zu tun
- Lernprozesse, d.h. offen für Neues sein
- Verhaltensmanagement, d.h. das eigene Verhalten zu beleuchten
Um dies zu erreichen, lassen sich unterschiedliche Strategien und Methoden zu einem individuellen Mix kombinieren:
- Ausgangspunkt ist die Sensibilisierung für die Selbstaufmerksamkeit
Bei diesem fundamentalen ersten Schritt steht die Beschäftigung mit der eigenen Person im Zentrum. Ziel ist, Verständnis der eigenen Bedürfnisse, Verhaltensmuster und Reaktionen zu erlangen. Hierfür kommen unter anderem Methoden der Selbstbeobachtung zur Anwendung, wie zum Beispiel das Führen eines Tagebuchs unter Verwendung einer spezifischen Fragestellung. Vor allem geht es zunächst um eine bewertungsfreie Wahrnehmung. Typischerweise ist dies nicht ganz einfach, da wir grundsätzlich dazu neigen, alles irgendwie zu interpretieren - Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für die eigene Entwicklung
Im zweiten Schritt entwickeln wir eine Lebensvision, leiten Ziele ab und erforschen hinderliche Denk- und Verhaltensmuster. Damit wird die eigene Willenskraft durch die Kanalisierung der Aufmerksamkeit hin zu sich selbst unterstützt. - Im abschließenden dritten Schritt steht die Selbststeuerung im Fokus
Nun werden emotionale Aspekte berücksichtigt. Beispielsweise wird die Frage beantwortet, wie Gefühle und Stimmungen hilfreich beeinflusst werden können. Unter anderem gehört hier das Verständnis dazu, dass Gefühle und deren Auslöser getrennt voneinander betrachtet werden müssen und Gefühle damit auch veränderbar sind. Ebenfalls zur Selbststeuerung zählt die Reflexion der Lernvorgänge. Dadurch wird das Wissen über die zuvor genannten Abläufe gefestigt, leichter zugänglich und damit nutzbar gemacht. Das geschieht zum Beispiel über Visualisierungstechniken, wie etwa dem Abspielen eines spezifischen Verhaltensmusters vor dem geistigen Auge. Die bereits früher hier im Blog behandelten Methoden des Zeitmanagements zählen ebenfalls zu den Methoden der Selbststeuerung.
Für wen lohnt sich die Beschäftigung mit dem Thema Selbstmanagement?
Beschäftigung mit dem Thema Selbstmanagement lohnt sich für alle, die ihr Leistungsverhalten beeinflussen möchten. Menschen mit dem Wunsch nach mehr Selbstmanagement stellen sich häufig folgende Fragen:
- Wie kann ich mehr am Tag schaffen?
- Wie kann ich Motivation aufrechterhalten?
- Wie schaffe ich es, meine Ziele zu erreichen, ohne vorher das Handtuch zu werfen?
- Wie kann ich Stress, Hektik und Überlastung entgegenwirken?
- Wie kann ich Frustration, schlechtes Gewissen und Enttäuschungen im Job vermeiden?
An dieser Stelle möchte ich allerdings zu bedenken geben, dass der Drang zur Selbstoptimierung so groß ist wie nie zuvor. Während noch vor einiger Zeit hauptsächlich körperliche Aspekte im Vordergrund standen (z.B. sportliche Erfolge), rückt immer mehr auch die geistige Leistungsfähigkeit in den Fokus der Optimierung. Es ist aber wichtig, sich bewusst zu machen, dass jeder Optimierung, sei sie geistig und körperlich, Grenzen gesetzt sind!
Gleichzeitig spielt die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeiten eine immer größere Rolle, vor allem bei jüngeren Menschen. Das Bewusstsein, dass nicht die äußeren Anforderungen alleine die Prioritäten definieren, sondern dass diese durch die eigenen inneren Zielvorstellungen mitgestaltet werden können, ist deutlich ausgeprägter als früher. Auch hier heißt es, ein realistisches Maß zu finden, sonst arten Sinnsuche und Optimierung ihrerseits in Stress, Druck und Unzufriedenheit aus.
Mit guter Selbstführung leisten Sie einen Beitrag für Ihre Gesundheit
Die Beschäftigung mit der Frage, wie durch Selbstführung die eigene Leistung und Wirkung gesteigert werden kann, liefert immer wieder faszinierende Ergebnisse. Denn sie selbst gibt jedem den Schlüssel für mehr psychische Ressourcen in die Hand. Das wiederum führt zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden, was verschiedene Studien bestätigen. Stress und Belastungen werden durch Selbstmanagement erfolgreicher bewältigt, während insgesamt ein Beitrag zu mehr persönlicher Zufriedenheit geleistet wird. Wie oben schon kurz angesprochen drängen sich hier natürlich auch kritische Fragen auf: Woher kommt der Drang zur permanenten Selbstoptimierung und ist möglicherweise der Druck der gesellschaftlichen Erwartungen zu groß geworden?
Haben Sie Interesse am Thema Selbstmanagement? Gerne berate ich Sie und zeige Ihnen, wie gute Selbstführung bei Ihnen funktionieren kann.
[1] Quelle: http://lexikon.stangl.eu/6445/selbstmanagement/© Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik
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